Borromäus-Spital und Hospital der Barmherzigen Brüder

Gestiftet 1730 von Kurfürst Karl Philipp, der vor allem seine katholischen Hofbediensteten versorgt wissen will, werden hier nicht nur Kranke, sondern auch Waisenkinder und pflegebedürftige Personen untergebracht und von Kapuzinern und Jesuiten betreut.
1752 überträgt Kurfürst Carl Theodor den Betrieb dem Orden der Barmherzigen Brüder. Diese richten den linken Flügel des Gebäudes als reine Krankenstation mit zwölf Betten ein, die erste zivile, rein medizinische Versorgungseinrichtung in Mannheim.
Das Spital soll auch 22 Betten für kranke Handwerksgesellen bereithalten und erhält dafür Zuwendungen von den Zünften. Berichten zufolge werden Handwerker aber mitunter abgewiesen.
Im Hospital tätig sind sechs Ordensbrüder, lt. Vorgaben sollen darunter ein Arzt, ein Chirurg und ein Apotheker sein. Die Waisenkinder werden betreut von einem Präzeptor und Kontrolleur, einer Kindermutter und einem Kindervater. Die Krankensterblichkeit ist in den Anfangsjahren sehr hoch, und es gibt Fälle von sexuellem Missbrauch. Erst 1762 wird tatsächlich ein Arzt eingestellt.
Zu den Aufgaben des Hospitals zählen auch eine öffentliche Sprechstunde sowie die Ausgabe von Medikamenten an Bedürftige.
Infektionskrankheiten, insbesondere Malaria, Wunden und Geschwüre sind die häufigsten Krankheiten. Die hygienischen Zustände und die Trinkwasser- und Luftqualität sind in Mannheim selbst für damalige Verhältnisse außerordentlich schlecht.
1750 befinden sich im Spital 36 kranke Erwachsene, 28 arme kranke Kinder, 48 Waisenknaben, 33 Waisenmädchen sowie 11 Waisenknaben, die bei Handwerksmeistern in die Lehre gehen. Pro Jahr werden bis 1770 150-200 Kranke betreut, danach ca. 250-300. Für 1774-1776 werden 70-90 Waisen und 20-30 kranke Frauen ausgewiesen, dazu 7 „Hausknechte“, vermutlich Pflegefälle.
Nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich in den 1790er Jahren fällt ein Großteil der Einnahmen aus. 1802 ergibt eine Untersuchung, dass die Ordensbrüder überhaupt keine Kranken mehr aufnehmen. Das Hospital wird 1802 aufgelöst und zunächst für eine Suppenküche genutzt. Ab 1806 übernimmt die Stadt das gesamte Gebäude und errichtet das erste städtische Allgemeine Krankenhaus, das mit der Zeit auf über 500 Betten ausgebaut wird und das gesamte Quadrat einnimmt.
Kornelia Junge